Im Stil des Gastmahls J.M. Coetzees Erzählung Das Leben der Tiere In dem Maße, in dem die Nachrichten über den Fortschritt der Gentechnik zunehmen, wächst auch die Zahl der Bücher, in denen ihre Autoren über den Umgang des Menschen mit der Natur, mit den Tieren nachdenken. Der Schriftsteller J.M. Coetzee, mittlerweile zweifach mit dem Booker-Preis ausgezeichnet, hat diesem Thema ebenfalls eine philosophische Erzählung gewidmet. Offenkundig wurde Coetzee dazu von Franz Kafkas "Bericht für eine Akademie" inspiriert, denn dieser wird in der Erzählung mehrmals erwähnt. Konsequenterweise hat der Verlag, der seit Jahren verdienstvoll das Gesamtwerk des Südafrikaners ediert, den Text Kafkas dem "Leben der Tiere" beigefügt. Coetzee bemüht sich nicht um Antworten auf die Fragen, die seine Erzählung aufwirft: Bedeutet Massentierhaltung nicht auch Massenvernichtung?; sollte es, wenn der Tierschutz so vehement eingeklagt wird, nicht auch ein Grundrecht für Tiere geben?; sollte man lieber vegetarisch leben?; woher bezieht der Mensch sein Recht auf Tötung von Tieren?; warum betrachtet er sich als Krone der Schöpfung? Coetzee lässt diese Fragen unverkennbar zwischen den Zeilen anklingen, die geschickt und distanziert den Besuch einer Mutter bei ihrem Sohn und seiner Familie schildern. Die Mutter hält an der Universität, an der der Sohn unterrichtet, einen Vortrag - über Tiere - und führt mehrere Diskussionen in wissenschaftlichen Seminaren und bei einer Soiree. In diesem Rahmen werden Pro und Contra der Tierhaltung und des Fleischverzehrs erörtert, wird die Argumentationskette dieses nicht neuen Streits ausgerollt - von der Antike bis zur Gegenwart. Kein Wunder, dass die Lektüre bisweilen an den Stil etwa in Platons "Gastmahl" erinnert. | |
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